Der
Gürtel
Am
letzten Tag einer Hochzeit, dem “Tag
des Gürtels” yaum al-hizam,
bekleidet sich die Braut nochmals mit dem
Kostüm, das mit Gold- oder Silberfäden
bestickt ist, und allem ihr zur Verfügung
stehenden Schmuck. Den Namen hat der Tag
von der “den Gürtel umbinden” at-tahzim genannten
Zeremonie, die überall im Maghreb
zelebriert wird:
Zu
dieser legt die neuvermählte Frau
erstmals nach der Hochzeit wieder einen
Gürtel an und bindet die Haare in
ein Kopftuch ein, um dann aus ein wenig
Mehl und Hefe ihr erstes Brot zu kneten.
Während des mehrtägigen Hochzeitsfestes
hatte sie ihre Haare offen getragen, eventuell
vorhandene Knöpfe offengelassen, keinen
Gürtel getragen und es vermieden,
Kopf- und andere Tücher zu verknoten.
Die offenen Haare und Knöpfe symbolisieren
die Entbindung von einem Zauber, ribat (Verknotung)
oder tasfih (für unmündig
erklären) genannt, der Mädchen
bis zur Ehe vor dem Verlust der Jungfräulichkeit
schützen soll.
Früher
war es in vielen ländlichen Gegenden
Brauch, die Nabelschnur eines kleinen Mädchens
hinter dem Webstuhl einzugraben. Mit der
Geschlechtsreife ließ man es durch
die Kettfäden des Webstuhls schlüpfen,
um seine Jungfräulichkeit zu schützen
und zwar von der Tür zur “Wand
des Webstuhls” hin. Einige Tage vor
der Hochzeit wurde der Zauber durch das
umgekehrt verlaufende Ritual gelöst,
indem man nun die Braut zur Tür hin
durch die Kettfäden des Webstuhls
schlüpfen ließ.
Auch
wenn der eben beschriebene Zauber nicht
mehr in jedem Fall ausgeführt wird,
glaubt man immer noch, daß die offenen
Haare und Knöpfe eine Empfängnis
erleichtern. Die Zeremonie des Gürtelanlegens,
bei der ein kleiner Junge anwesend sein
soll (damit das vielleicht empfangene Kind
ein Junge wird), markiert nicht nur den
Beginn des Daseins als Ehe- und Hausfrau,
sondern symbolisiert ebenfalls die (An-
oder Ein-) Bindung der jungen Ehefrau an
ihr neues Zuhause.