Vorwort
Auch
heute noch ist die Hochzeit im Maghreb,
wie seit jeher, das zentrale Erlebnis im
Leben einer Frau. Denn Hochzeiten sind
praktisch die einzigen gesellschaftlichen
Ereignisse, bei denen Frauen ihre Persönlichkeit
sowie soziale Stellung in Form von reichem
Goldschmuck und farbenfrohen, prachtvollen
Kleidern zur Schau stellen können.
Das
Hochzeitsfest, mit dem kein sakraler Akt
verbunden ist und das (eigentlich nur)
der islamischen Forderung genüge tun
soll, daß der Vollzug der Ehe durch Öffentlichkeit
bezeugt wird, dauert, abhängig vom
gesellschaftlichen Status und den finanziellen
Mitteln des Brautpaares, zwischen drei
und fünf Tagen. Die während dieser
Tage stattfindenden Festlichkeiten sind
sehr kostspielig, zum einen wegen der üppigen
Bewirtung der zahlreichen Gäste, zum
anderen wegen der vielen glanzvollen Kleider,
die eine Braut für eine bestimmte
Zeremonie des Hochzeitsfestes braucht.
Die
Durchführung dieses Zeremoniells war
füher den ganz Reichen (Großhändlern,
hohen Beamten und Fürsten) vorbehalten,
und erst die Erfindung der preiswerten
synthetischen Fasern hat es für breite
Bevölkerungsschichten erschwinglich
gemacht. In Die Geschichte der Wesire Nûr
ed-Dîn und Schems ed-Dîn, welche
eine der Erzählungen aus den Tausendundein
Nächten ist, wird es in fast allen
Einzelheiten beschrieben.